Mittwoch, 3. Oktober 2018




Mit Begriffen wie Naturwein, natural wine, naked wine, naturreiner Wein oder schwefelfreier Wein wird neuerdings um Kunden geworben.
Auch wir würden Ihnen gerne solche Weine anbieten und deshalb wollten wir zunächst herausfinden was sich dahinter verbirgt.
Es gibt keine allgemeingültigen und verbindlichen Regeln, aber die Basis ist wohl die biologische Arbeitsweise  im Weinberg. Ob hier auf Schwefel oder Kupfersulfat im Weinberg verzichtet wird um dem Begriff „Naturwein“ gerecht zu werden, liegt in der Risikobereitschaft eines Winzers, seine Ernte aufs Spiel zu setzen.
Bei der Weinbereitung werden keine Sulfite (Schwefel) zugesetzt. Hier muss der während der alkoholischen Gärung als Nebenprodukt entstehende (endogene) Schwefel die Funktion des sonst zugegebenen Schwefels ersetzen. Die Menge dieses Schwefels ist abhängig von den Hefen, sei es von zugesetzten Reinzuchthefen oder den auf den Trauben befindlichen Hefen, die je nach Rebsorte, Weinberg und Jahrgang unterschiedlich hoch sein können.  Die Menge dieses Schwefels kann  50 – 60 mg/l betragen. Folglich kann es keinen schwefelfreien Wein, sondern nur Wein ohne zugesetzte Sulfite geben. 
Wir bewundern den Mut und das finanzielle Risiko von Winzern, die sich das Ziel gesetzt haben Naturweine zu erzeugen. Offensichtlich ist das nur ausnahmsweise in besonders guten Jahren und von Trauben allerbester Qualität möglich, vorausgesetzt, sie werden zum richtigen Zeitpunkt geerntet. Vorzugsweise frühzeitig, so dass noch mehr Säure in den Trauben enthalten sind als sonst. Natürlich sind dazu nicht alle Rebsorten geeignet. Säure- und Tannin-reiche Trauben (Cabernet Sauvignon, Riesling, Barbera, Carignan) und eine lange Maischestandzeit und Maischegärung sind erforderlich um die konservierenden Stoffe zu extrahieren. Folglich enthalten solche Naturweine mehr Säure und Gerbstoffe, was nicht jedermanns/frau Geschmack trifft.
Nur Im Idealfall schmecken solche Weine hervorragend, die große Anzahl der von uns probierten Weine bereiteten keinen Genuss, viele waren oxydiert und ungenießbar. An ihrer Lagerfähigkeit darf gezweifelt werden.
Weil Wein zu den Genussmitteln zählt und unsere Bioweine Trinkgenuss bereiten sollen, wäre „Naturwein“ für uns nur ein Marketinginstrument ohne inhaltliche Bedeutung.  Deshalb werden wir keine Naturweine in unser Sortiment aufnehmen, es sei denn, wir würden einen Naturwein entdecken, der unsere Vorstellungen hinsichtlich seines Aussehens, des Duftes und des Geschmacks wirklich erfüllt.
Erich Hartl 
hartl@weinpur.de 
http://www.biowein-pur.de/


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