Durch das Gebiet des Muscadets fahrend fiel uns auf, dass die Böden der konventionell bewirtschaften Weinbauflächen nicht wie gewohnt „nackt“ waren, sondern mit einem rot-braunen Pflanzenbewuchs bedeckt waren. Die Erklärung dafür erhielten wir von Guy Bossard, einem Demeterwinzer: Der stark gestiegene Preis für Herbizide veranlasst die konventionell arbeitenden Winzer, Herbizide 3 – 4 Wochen später als bisher üblich zu spritzen. Damit wird das erste Wachstum von Gras und „Unkraut“ nicht verhindert, sondern erst vernichtet wenn es bereit 10 – 20 cm hoch ist. Während es abstirbt, verfärbt es sich rotbraun. Insgesamt versuchen diese Winzer die Anzahl der Herbizidspritzungen/Jahr aus Kostengründen zu reduzieren. Insgesamt empfinden wir den Zustand der Weinbauflächen eine Schande für die gesamte Weinbauregion Muscadet in der es nur zwei Biowinzer gibt.
Wie die Umwelt geschont und Bioweinbau funktionieren kann, hörten wir bei Guy Bossard, der unsere Ankunft telefonisch bei Viginie Joly (Clos de la Coulée de Serrant) ankündigte. Er wusste, dass sie junge Reben entlang einer Steinmauer gepflanzt hatte und gab ihr den Rat, dass die in der Mauer versteckten Schnecken bei Regen hervorkämen und man sie einsammeln sollte, bevor sie die Triebe der jungen Reben fressen würden.
Klagen über existenzbedrohende niedrige Ernten 2007 (Regen ohne Unterlass und Peronospora) und 2008 (starker Frost der am 7. April die jungen Triebe erfrieren ließ) hörten wir bei allen Winzern. Ein schlechtes Jahr könnten Sie finanziell verkraften, aber 2 Jahre seien zu viel und alle hoffen auf ein gutes Jahr 2009.
Eigentlich hatten wir beabsichtigt, ein „neues“ Weingut in der Appellation Vovray zu besuchen, aber es war uns nicht so wichtig, um im Dauerregen ohne Gummistiefel durch die Weinberge zu gehen.
Catherine Roussel und Didier Barouillet auf Clos Roche Blanche haben bereits die Hälfte (9 Hektar) Ihrer Rebflächen verpachtet und planen in den nächsten Jahren in Rente zu gehen. Vorausgesetzt, sie finden einen Nachfolger. Diese Sorgen hat die Familie Dauny (Sancerre) nicht, denn dort übernimmt der älteste Sohn peu à peu die Verantwortung für das Weingut.
Das Fazit dieser Reise: Es ist ein gutes Gefühl, mit qualitätsorientierten und umweltbewussten Winzern zu arbeiten, die uns hochwertige, reine und charakterstarke Bioweine liefern. Bioweine, die wir selbst gerne trinken und unseren Kunden mit gutem Gewissen anbieten.
Erich Hartl
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