Montag, 13. Dezember 2021

Französische Studie ermittelt Pestizid-Belastung von Menschen in Weinorten

Erich Hartl hartl@weinpur.de http://www.biowein-pur.de/
Das Weinanbaugebiet Bordeaux in Frankreich. ©Yvonne Berardi


Eine Studie mit 3.350 Einwohnern in sechs französischen Weinbaugebieten will herausfinden, welchen Pestizid-Belastungen die dortigen Bewohner über ein Anbaujahr hinweg ausgesetzt sind. Organisiert wird das „PestiRiv“-Projekt von der französischen Agentur für Gesundheitssicherheit (Anses) und der nationalen Gesundheitsbehörde (Santé Publique France). "In Frankreich lebt ein großer Teil der Landbevölkerung in den Weinbauregionen. Sind diese Personen besonders stark den chemischen Mitteln ausgesetzt, die für phyto-pharmazeutische Behandlungen verwendet werden, und wenn ja, wie?", lautet die Fragestellung laut einer Presse-Mitteilung der beiden Institutionen. Aus toxikologischer Sicht sei die Gefährlichkeit dieser Stoffe immer besser dokumentiert. Zur Frage der Stoffe, denen die Bevölkerung in der Nähe von Weinbergflächen ausgesetzt ist, gebe es dagegen in der wissenschaftlichen Literatur viel weniger Belege.

Dazu werden 3.350 Personen in 250 Gemeinden der Regionen Auvergne-Rhône-Alpes, Bourgogne-Franche-Comté, Grand Est, Nouvelle-Aquitaine, Occitanie sowie Provence-Alpes-Côte d'Azur zwischen Oktober 2021 und August 2022 medizinisch überwacht. 1.500 Erwachsene und 750 Kinder wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, die weniger als 500 Meter von Weinbergen, aber mehr als ein Kilometer von einer anderen landwirtschaftlichen Kultur entfernt leben. Als Kontrollgruppe fungieren 750 Erwachsene und 350 Kinder, die in gleichwertigen ländlichen Gemeinden, aber in nicht-landwirtschaftlichen Gebieten leben.

Nicht dabei ist das Bordeaux. Dort hatte die französische Anti-Pestizid-Aktivistin Valerie Murat Ende 2020 mit ihrer Organisation »Alerte aux Toxiques« die Analysedaten von 22 Weinen veröffentlicht, die dem Verband „Haute Valeur Environmentale“ (integrierter Weinbau) angehören. Das beauftragte Labor hatte 28 verschiedene Substanzen gefunden mit teils krebserregenden, teils hormonellen oder erbgutverändernden Wirkungen. Im Schnitt fanden sie acht verschiedene Pestizide je Flasche. Der Verband der Bordeaux-Weingüter CIVB und einige der betroffenen Weingüter forderten vor Gericht Schadenersatz. Wie haben in unserem Blog darüber berichtet: https://biowein.blogspot.com/2021/05/bordeaux-erneut-in-den-schlagzeilen.html

Die jetzt in Auftrag gegebene Studie soll ihre Ergebnisse im Jahr 2024 veröffentlichen. Es bleibt abzuwarten, ob sie das Ende des schmutzigen Weinbaus bedeutet.

Herzliche Grüße

Erich Hartl

hartl@weinpur.de

www.biowein-pur.de