Es ist keine Kunst, gute Weine zu erzeugen, wenn man Winzer eines Grand Cru Classé Guts im Medoc ist, und dafür je nach Klassifizierung mehr als 50 Euro, sogar mehr als 500 Euro je Flasche bezahlt wird.
Wesentlich schwieriger ist es für die „kleinen“ Chateau außerhalb der noblen Appellationen, die selten mehr als 10 Euro für Ihre Produkte bekommen. Hier muss ein Winzer genau kalkulieren, wie viele Reben er pflanzt, wie viel Maschinen- oder Handarbeit er aufwenden darf und wie hoch die Erntemenge sein muss, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen.
Wenn es „Petrus“ wie im Jahr 2007 nicht so gut mit den Winzern meint, dann werden die geplanten Ergebnisse weder in qualitativer, noch in finanzieller Hinsicht erreicht.
Eine sehr positive Ausnahme bildet der Chateau Seigneurs de Pommyers von einer aus Italien stammenden Winzerfamilie, die sich vor 40 Jahren im Bordeauxgebiet angesiedelt hat.
Ihr roter Bordeaux, überwiegend aus Merlottrauben gewonnen, die biologisch angebaut, manuell gelesen und sorgfältig selektiert wurden (2007 war das unbedingt erforderlich) besitzt eine weiche, samtige Art, der Duft und der Geschmack ist fruchtig-würzig (rote und schwarze Johannisbeere, Pflaume, Lakritze, Zimt und Tannin – alles sehr fein dosiert und ausgewogen.
Ein erstaunlich guter Biowein, der etwas Sauerstoffkontakt braucht um sich zu öffnen. Wer mehr Geduld mit ihm hat, genießt ihn ab 2011 bis 2015.
Erich Hartl
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2 Kommentare:
Ein Italiener in Bordeaux ist noch lange nicht so selbstverständlich wie ein Amerikaner in Paris, der dann den Regen inbrünstig betanzt, Gene Kelly läßt grüßen.
Wenn in Bordeaux schlechtes Wetter ist, ist niemandem zum Tanzen zumute.Aber da Tanzen ein Ausdruck von Lebensfreude ist, muß im Jahre 2007 etwas im Weinberg des Chateau passiert sein, denn obwohl ein mittelmäßiger Jahrgang, hat dieser Wein alles , was man von einem Spitzenbordeaux erwartet.
Charme, Leichtigkeit und Spiel auf denen eine Fruchtvielfalt getragen wird.
Ja, es ist verloren gegangen, dass schon bevor es Bordeaux in Italien gab ( Sassicaia sei gegüßt) schon Italien in Bordeaux war
Seit 1961 bewirtschaftet die Familie Piva dieses Chateau.Jetzt plötzlich wurde selbst der Guide Hachette auf es aufmerksam und zeichnete es aus.
Zurecht!
Pflaumenkompott in der Nase begleitet von einem Touch Rumtopf, wunderschöne Tannine auf der Hinterzunge, die gar nicht mehr davon lassen möchte.
Schokolade, Mocca, Tabak Alles da, was dann für mindestens 95 Parker Punkte gut wäre
Hoffentlich entdeckt Parker diesen italienischen Bordeaux nicht, damit er noch erschwinglich bleibt. Wie wird dieser Wein wohl im sensationellen Jahr 2009 werden?
Hallo Herr Schumacher,
erstaunlich, welch passende Verbindungen Sie herstellen zwischen einem italienischen Winzer in Bordeaux, einem Amerikaner in Paris und einem schwierigen Weinjahrgang. Und das auf sehr humorvolle und passende Art, Kompliment!
Dafür, aber natürlich auch für die passende Beschreibung des Chateau Seigneurs de Pommyers herzlichen Dank.
Viele Grüße,
Erich Hartl
(Miguel Jordan - esiomajb)
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