Montag, 28. Januar 2008

Die Bedeutung des Begriffs „Terroir“



Die Bedeutung des Begriffs „Terroir“

Mit der Bezeichnung „Terroir“ stellt man zunächst eine gedankliche Verbindung zu Boden oder Erde her. Wenn bei Wein von „terroirgeprägt“ die Rede ist, dann meint man damit einen Wein der für seine Herkunft und Heimat typisch ist. Diese Typizität ist jedoch nur erreichbar, wenn bei der Bearbeitung der Weinberge, der Pflege der Reben und im Keller so wenig wie möglich Einfluss ausgeübt wird, wie dies im ökologischen Weinbau üblich ist.

Es erscheint völlig paradox, wenn einerseits von einmaligen und mineralstoffreichen Weinbergsböden die Rede ist, die angeblich unverwechselbare Weine hervorbringen, andererseits aber die Reben ständig mit künstlichen Mineraldüngern ernährt werden. Auf diese Weise werden die Reben dazu erzogen, nicht mehr tief zu wurzeln um die benötigten bodeneigenen Mineralstoffe aufnehmen zu können, sondern sie wurzeln knapp unter der Oberfläche, wo sie die zugeführten künstlichen Düngemittel aufnehmen. Ein weiterer negativer Effekt entsteht in Weinbaugebieten mit idealen Wetterbedingungen mit langen Trockenperioden im Sommer. Flach wurzelnde Reben leiden dann unter Trockenheit, das Wachstum und der Reifeprozess wird unterbrochen und gestört. Trotz idealem Weinbauklima werden dann Trauben mit niedrigem Zucker – und hohem Säuregehalt geerntet. Als Ausgleich wird dann vor der Gärung Zucker oder Traubenmostkonzentrat zugegeben oder überschüssige Säuren auf physikalischem Wege entfernt. Tief wurzelnde Rebstöcke überstehen lange Hitze – und Trockenperioden ohne Probleme und erzeugen vollausgereifte Trauben mit einem hohen Gehalt an Mineralstoffen und einem ausgeglichenem Gehalt an Zucker und Säuren.

Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen ist der vielfache Einsatz von chemisch-synthetischen Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden bedenklich, sondern auch auf die Weinqualität wirkt sich dies aus. Insektizide und Fungizide wirken äußerlich und wenn es sich um systemische Mittel handelt, auch innerhalb der Pflanze und der Beeren, wo sie bis zu 56 Tage verbleiben. Trauben werden übrigens vor dem Keltern nicht gewaschen. Rückstände von Spritzmitteln gelangen so in den Wein, wo sie als Rückstände analytisch nachgewiesen werden. Durch das Spritzen von Fungiziden werden außerdem die sich natürlich auf den Trauben befindlichen Hefen zerstört. Derartige erzeugte Trauben können nur noch mit Reinzuchthefen und mit sogenannten Gärhilfsmitteln auf Phosphatbasis vergoren werden. Damit geht jedoch der „Terroir-Charakter“ verloren. Solche Weine schmecken uniform, gleichgültig wo sie erzeugt wurden.

Erich Hartl

hartl@weinpur.de
http://www.biowein-pur.de/

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