Montag, 28. Januar 2008

Blog Biowein ist nicht gleich Biowein


Biowein ist nicht gleich Biowein – oder warum es sich lohnt bei den „Pionieren“ des ökologischen Weinbau’s einzukaufen?

wir freuen uns über jedes Weingut, das auf den ökologischen Weinbau umstellt, trägt es doch zur Verbreiterung des ökologischen Weinbaus und damit zur Reduzierung der Umweltbelastung bei. Wenn die Umstellung zum biologischen Anbau aber in einem Zeitraum erfolgt, in dem Fördergelder fließen, dann ist erst mal Misstrauen angebracht. Oft wurde bei solchen Betrieben der ökologische Weinbau einige Jahre später wieder aufgegeben. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für unsere Zurückhaltung neuen Biowinzern gegenüber. Ob wir als Bioweinhändler Weine von in Umstellung befindlichen Weingütern ins Sortiment aufnehmen, hängt nicht nur von gefühlten Vorbehalten ab. Die Erkenntnis, dass Weinbergsböden viele Jahre benötigen, um sich von den Folgen des „chemischen Weinbaus“ zu erholen, und die Wahrscheinlichkeit, dass sich in Weinen aus „jungen Umstellbetrieben“ Rückstände von Pflanzenschutzmitteln befinden können, ist unbestritten.

Die Umstellung vom konventionellen zum ökologischen Weinbau

Die Umstellungszeit nach EU – Recht beträgt 2 Jahre, viele Bioanbauverbände bestehen auf 3 Jahre, der Demeterbund verlangt von seinen Mitgliedern 6 bzw. 7 Jahre. Verständlich werden diese Vorgaben, wenn man berücksichtigt, dass die im Boden vorhandenen Chemikalienrückstände sich erst im Verlauf von mehreren Jahren abbauen und auch noch mehrere Jahre nach erfolgter Umstellung in die Trauben und somit in den Wein gelangen.

Wenn Sie also wie ich Wert auf „Reine Weine“ legen, dann kaufen Sie lieber Weine von Weingütern, die schon lange Jahre ökologisch bewirtschaftet werden. Doch es gibt weitere Gründe, weshalb

Biowein nicht gleich Biowein ist

Während unserer 25-jährigen Arbeit mit Biowinzern und Bioweinen konnten wir erkennen, dass wirklicher Bioweinbau nur von überzeugten Biowinzern erfolgreich praktiziert werden kann. Zudem zeigte sich bei unzähligen Vergleichsproben die qualitative Überlegenheit von Weinen der „Pioniere des ökologischen Weinbaus“.

Womit ist das zu erklären?

Die Weinrebe kann bei zurückhaltender organischer Düngung und entsprechender Pflege wie sie vor dem „Chemiezeitalter“ üblich war und heute von qualitätsorientierten Biowinzern praktiziert wird, ca. 100 Jahre alt werden und bis zu 25 Meter tief wurzeln. Diese Eigenschaft ermöglich es ihr, lange Trocken- und Hitzeperioden zu überstehen, ohne dass das Wachstum oder die Reifung der Trauben negativ beeinträchtigt werden. Gleichzeitig können so gewachsene Reben die im jeweiligen Boden vorhandenen Mineralstoffe aufnehmen. Die Trauben dieser Reben besitzen eine Fülle von Mineralstoffen (Extrakt im Wein) und zum Zeitpunkt der Ernte ein ausgeglichenes Verhältnis von Säuren und Zucker, die das Manipulieren (hinzufügen oder entziehen von Säure und Zucker) des Mostes oder des Weins nicht erfordern. Solche Weine besitzen einen unverwechselbaren Charakter der auf das „Terroir“ (Boden, Klima, Mikroklima, Rebsorte) zurückzuführen ist. Weine also, deren Qualitätsgrundlage im Weinberg und nicht im Keller gelegt wird.

Reben die lange Jahre intensiv gedüngt, und erst später ökologisch behandelt werden, wurzeln dagegen in geringer Tiefe, weil man ihnen die benötigte Düngung an der Bodenoberfläche zur Verfügung gestellt hat. Folglich mangelt es den Trauben bzw. Weinen an Qualität und Charakter.

Deshalb kooperieren wir bevorzugt mit Weingütern, die teilweise schon seit 40 Jahren, oder wie die Tenuta San Vito in der Toskana, seit 25 Jahren kontrolliert ökologischen Anbau betreiben und somit als „Biowein-Pioniere“ bezeichnet werden können.

Erich Hartl
hartl@weinpur.de

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