Freitag, 24. April 2009

Weinreise Loire

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Zwei Wochen früher als sonst begann unsere Rückfahrt auf der wir von Nantes kommend, unsere Winzer entlang der Loire und der Cher (ein Nebenfluss der Loire) besuchten.

Durch das Gebiet des Muscadets fahrend fiel uns auf, dass die Böden der konventionell bewirtschaften Weinbauflächen nicht wie gewohnt „nackt“ waren, sondern mit einem rot-braunen Pflanzenbewuchs bedeckt waren. Die Erklärung dafür erhielten wir von Guy Bossard, einem Demeterwinzer: Der stark gestiegene Preis für Herbizide veranlasst die konventionell arbeitenden Winzer, Herbizide 3 – 4 Wochen später als bisher üblich zu spritzen. Damit wird das erste Wachstum von Gras und „Unkraut“ nicht verhindert, sondern erst vernichtet wenn es bereit 10 – 20 cm hoch ist. Während es abstirbt, verfärbt es sich rotbraun. Insgesamt versuchen diese Winzer die Anzahl der Herbizidspritzungen/Jahr aus Kostengründen zu reduzieren. Insgesamt empfinden wir den Zustand der Weinbauflächen eine Schande für die gesamte Weinbauregion Muscadet in der es nur zwei Biowinzer gibt.

Wie die Umwelt geschont und Bioweinbau funktionieren kann, hörten wir bei Guy Bossard, der unsere Ankunft telefonisch bei Viginie Joly (Clos de la Coulée de Serrant) ankündigte. Er wusste, dass sie junge Reben entlang einer Steinmauer gepflanzt hatte und gab ihr den Rat, dass die in der Mauer versteckten Schnecken bei Regen hervorkämen und man sie einsammeln sollte, bevor sie die Triebe der jungen Reben fressen würden. 

Klagen über existenzbedrohende niedrige Ernten 2007 (Regen ohne Unterlass und Peronospora) und 2008 (starker Frost der am 7. April die jungen Triebe erfrieren ließ) hörten wir bei allen Winzern. Ein schlechtes Jahr könnten Sie finanziell verkraften, aber 2 Jahre seien zu viel und alle hoffen auf ein gutes Jahr 2009. 

Eigentlich hatten wir beabsichtigt, ein „neues“ Weingut in der Appellation Vovray zu besuchen, aber es war uns nicht so wichtig, um im Dauerregen ohne Gummistiefel durch die Weinberge zu gehen.

Catherine Roussel und Didier Barouillet auf Clos Roche Blanche haben bereits die Hälfte (9 Hektar) Ihrer Rebflächen verpachtet und planen in den nächsten Jahren in Rente zu gehen. Vorausgesetzt, sie finden einen Nachfolger.  Diese Sorgen hat die Familie Dauny (Sancerre) nicht, denn dort übernimmt der älteste Sohn peu à peu die Verantwortung für das Weingut.

Das Fazit dieser Reise: Es ist ein gutes Gefühl, mit qualitätsorientierten und umweltbewussten Winzern zu arbeiten, die uns hochwertige, reine und charakterstarke Bioweine liefern. Bioweine, die wir selbst gerne trinken und unseren Kunden mit gutem Gewissen anbieten.

Erich Hartl 
hartl@weinpur.de 
http://www.biowein-pur.de/

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Auswirkungen von Oidium und Peronospora im konventionellen und im Bioweinbau

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Mehltau (Oidium) und Falscher Mehltau (Peronospora) sind die gefährlichsten Pilzerkrankungen der Rebstöcke.

Bei Mehltaubefall bildet sich auf Trauben und Blätter ein weißgrauer Schimmelbelag. Als Folge platzen die Beeren auf, bei feuchter Witterung beginnen die Beeren zu faulen. Daraus erzeugter Wein schmeckt schimmlig.

Falscher Mehltau (Peronospora) entsteht bei feuchter Witterung und zeigt sich am Anfang mit gelblichen Flecken auf der Blattoberseite der Reben, später mit einer weißen Pilzschicht auf der Blattunterseite. Nach einigen Tagen verfärben sich befallene Blätter gelb-braun und fallen ab. Die Entwicklung und Reifung der Beeren wird gestoppt, sie schrumpfen und trocknen völlig ein. Bei starkem Befall kann eine komplette Ernte verloren gehen.

Gegen Oidium und Peronospera geht man im konventionellen Weinbau chemischen und chemisch-systemischen (wirken innerhalb der Pflanze) Fungizide vor. Biowinzer dürfen Kupferpräparate und Tonerdepräparate gegen Peronospera und Schwefelpräparate gegen Oidium verwenden. Beiden Fraktionen sind die möglichen Maßnahmen und Folgen gut bekannt, es kommt zu Verlusten und zu Qualitätsminderungen der Weine.

Weniger bekannt ist, dass mit chemischen Fungiziden behandelte Trauben sehr dicke Beerenschalen und ein festes und hartes Fruchtfleisch entwickeln. Da solche Trauben durch Pressen nur wenig Saft liefern, fügt man der Maische Enzyme bei, die das Fruchtfleisch wieder flüssiger, „pressbarer“ und somit ergiebiger zu machen.

Erich Hartl
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